Vorwort

Gemeinsam mit dem Elternrat der Freien Waldorfschule Erftstadt, dem Kollegium und Vertretern der Schülerschaft ist 2019 dieses Medienkonzept entstanden.
Das Unterrichten, unseren Kindern etwas beizubringen, ist ein zutiefst menschlicher Vorgang. Die Idee, dass eine App oder ein Computer unseren Kindern besser lesen oder rechnen beibringen kann, entspricht nicht unserer Grundhaltung.

Auf dieser Basis definieren wir in diesem Medienkonzept Leitplanken, um unseren Kindern während ihrer Schullaufbahn einen sicheren Rahmen für den Umgang mit klassischen und modernen Medien zu gestalten.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird im Text verallgemeinernd das generische Maskulinum verwendet. Diese Formulierungen umfassen gleichermaßen weibliche und männliche Personen; alle sind damit selbstverständlich gleichberechtigt angesprochen.

Standortbestimmung und Ausgangssituation

Die Schulgemeinschaft der Freien Waldorfschule Erftstadt diskutiert bereits seit vielen Jahren in unterschiedlichen Formaten über die Nutzung von (elektronischen) Medien an der Schule. Eltern, Schüler und Lehrer haben in Workshops ihren Beitrag zu diesem Medienkonzept erarbeitet. Für einzelne Aspekte wurden bereits Regelungen getroffen (handyfreie Schule).
Auf dieser Grundlage ist nun nach vielen Gesprächen und Diskussionen dieses Konzept entstanden. Für uns als Schule in „Eltern-Lehrer-Trägerschaft” ist dieses Konzept von uns – für uns und ganz besonders für die Schüler an unserer Schule. Wir geben Antworten auf die Frage, wann aus unserer Sicht die Mediennutzung im Unterricht sinnvoll und notwendig ist. Damit schließen wir die Lücke der letzten Jahre und definieren den inhaltlichen und technologischen Rahmen, in dem an unserer Schule Medien genutzt werden und Medienkompetenz vermittelt wird.

Innerhalb dieses Rahmens, den wir als Eltern und Lehrer der Freien Waldorfschule Erftstadt formulieren, können wir Antworten auf Sorgen und Nöte geben, die unsere Kinder und uns bewegen. Ein Schwerpunkt besonders für die ersten Jahre, die unsere Kinder an unserer Schule verbringen, ist die Information und Aufklärung der Eltern der Schule. Nur so können Eltern ihren Kindern als kompetente Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Aufbau & Zielsetzung

Wir werden uns in diesem Medienkonzept zunächst mit dem Thema Medienkompetenz auseinander setzen. Das Ziel ist, unsere Kinder zur kompetenten Rezeption medialer Inhalte und Informationen zu befähigen, sie zu aktiver Kommunikation anzuleiten und als Grundlage die erforderlichen technischen und organisatorischen Kenntnisse zu vermitteln.

Diese Ziele werden im Einklang mit den Ideen von Rudolf Steiner und der Anthroposophie erreicht werden. Wir legen daher den primären Fokus nicht auf die reine Vermittlung von Fertigkeiten und Fähigkeiten sondern wollen unsere Kinder ihrem jeweiligen Entwicklungsstand entsprechend bei der Entwicklung von Weltinteresse begleiten und sie befähigen, einen positiven Einfluss auf die nächsten Jahrzehnte menschlicher Kulturentwicklung zu nehmen.

Unter Berücksichtigung der Anforderungen und Wünschen unserer Schüler, Eltern und Lehrer werden wir für die einzelnen Lebensabschnitte Empfehlungen aussprechen hinsichtlich der Einbindung von Medien im Unterricht sowie der Vermittlung konkreter Kenntnisse und Fähigkeiten. Des Weiteren werden Eltern wie auch Schüler durch Symposien, Vorträge oder Workshops informiert und in die Schularbeit mit eingebunden.

Medienkompetenz

Medienkompetenz?

Medien in ihren verschiedenen Formen begegnen den Kindern schon im Kleinkindalter. Bei den Diskussionen, Gesprächen und Überlegungen, wie wir unsere Kinder auf den Umgang mit den Medien vorbereiten und diesen begleiten können, fällt häufig der Begriff “Medienkompetenz”.

So vielfältig Medien in unserer Zeit sind, so vielfältig sind die Vorstellungen von Eltern, Lehrern und Schülern, was Medienkompetenz bedeutet oder beinhaltet.

Daher werden in diesem Medienkonzept zunächst Begriffe und Ziele beschrieben.

Neben der grundlegenden Abgrenzung von Medienerziehung, Medienbildung und  Informationskompetenz, geben wir die Definition von Medienkompetenz nach Dieter Baacke wieder. Einzelne Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die wir an der Freien Waldorfschule Erftstadt vermitteln, werden im Anschluss in dem Kapitel „Umsetzung“ beschrieben.

Medienerziehung, Medienbildung, Informationskompetenz

Medienerziehung, Medienbildung und Informationskompetenz sind häufig Begriffe, die verwendet werden, um das Ziel „Medienkompetenz”2 zu beschreiben.

Mit Medienerziehung ist ein Bereich der medienpädagogischen Praxis gemeint. Durch konkrete Angebote und Projekte soll hier die Medienkompetenz auf verschiedenen Ebenen gefördert werden. Es geht also zunächst um die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten, um Medien selbst bestimmt und kritisch zu nutzen. Mit dem Begriff Medienbildung wird die Perspektive erweitert. Es geht nicht mehr nur um die Vermittlung von Medienkompetenz, sondern Medien werden als ein Mittel für eine umfassende Bildung und Mündigkeit des Einzelnen gesehen.

Medienbildung richtet den Blick zudem auf die grundsätzliche Rolle der Medien in den Bereichen Kultur und Bildung. In unserer komplexen Informationsgesellschaft wird es immer wichtiger, kompetent und verantwortungsvoll mit Informationen jeglicher Art umzugehen, um sich zu orientieren oder Probleme zu lösen.

Der Begriff Informationskompetenz umfasst eine Reihe von Fähigkeiten, um gezielt nach Informationen zu suchen und diese Informationen hinsichtlich ihrer Richtigkeit und ihrer Bedeutung zu bewerten.

Medienkompetenz nach Dieter Baacke

“Medienkompetenz meint grundlegend nichts anderes als die Fähigkeit, in die Welt aktiv aneignender Weise auch alle Arten von Medien für das Kommunikations- und Handlungsrepertoire von Menschen einzusetzen.”

Professor Dr. Dieter Baacke (1934 – 1999)

Kompetente Menschen

In seinem Konzept einer handlungsorientierten Medienpädagogik stellt Baacke den Menschen in den Mittelpunkt. Er sieht menschliches Verhalten nicht als reine Reaktion auf seine Umwelt und gesellschaftliche Zustände. Der Mensch ist vielmehr jemand, der selbst handeln und seine Umwelt gestalten kann. Es geht also weniger um die Frage, was die Medien mit den Menschen machen, sondern vielmehr darum, wie die Menschen die Medien kompetent nutzen können. Dabei sieht Baacke Medienkompetenz als einen Bestandteil einer grundsätzlichen kommunikativen Kompetenz.

Es geht darum, das Lernen zu lernen, um sich neue Fähigkeiten und neues Wissen im Bereich Medien selbst zu erschließen, die eigene Mediennutzung zu reflektieren und die Entwicklungen im Bereich Medien kritisch zu verfolgen.

Medienkritik

Das vorhandene Wissen über Medien sollte stets reflektiert und erweitert werden. Um die Medienlandschaft zu analysieren, ist Hintergrundwissen erforderlich.

Jeder Mensch sollte sein Wissen aber auch auf sich selbst beziehen können und sein eigenes (Medien-) Handeln kritisch reflektieren. Die Analyse der Medienentwicklungen und der reflexive Rückbezug auf das eigene Handeln können schließlich auch daraufhin abgestimmt werden, ob sie sozial verantwortlich sind. So erhält die Medienkritik auch eine ethische Dimension.

Medienkunde

Hier ist das Wissen über heutige Medien und Mediensysteme gemeint.

Mediennutzung

Hierbei geht es um die Nutzungs- bzw. Rezeptionskompetenz jedes einzelnen Menschen im Umgang mit Medien. Die Nutzung neuer (Internet, Computerspiele, etc.) und alter Medien (Fernsehen, Bücher, Radio, etc.) wird als aktive Tätigkeit gesehen, die kompetent gestaltet werden soll. Ein zweiter Aspekt der Mediennutzung ist der Bereich des auffordernden Anbietens und interaktiven Handelns, um in der Medienwelt interaktiv tätig zu sein.

Mediengestaltung

Wer kompetent mit Medien umgeht, kann Medien auch auf einer kreativen Ebene mitgestalten und “Neues” gestalten. Er bringt sich ein mit ästhetischen Varianten und überschreitet damit die Grenzen bestehender Kommunikationsroutinen.

Umsetzung (Curriculum)

Das Curriculum für das Lernen an und mit digitalen Medien an unserer Schule wurde zunächst in den Stufenkonferenzen und abschließend in einer gemeinsamen pädagogischen Konferenz mit dem ganzen Kollegium beschlossen. Ausgangspunkt für die Überlegungen ist die leibliche, seelische und geistige Entwicklung der Kinder in den verschiedenen Altersstufen.

Das zentrale Motiv für die Klassenlehrerzeit lautet „Die Welt ist schön“. Aus diesem Motiv heraus ist es uns ein Anliegen, den Schülern in der Unter- und Mittelstufe vielfältige Möglichkeiten zur leiblichen und seelischen Reifung zu bieten. Das bewegte Klassenzimmer, der Waldtag in den Klassen 1 und 2, die unmittelbare Lehrer-Schüler Begegnung, der Verzicht auf Schulbücher und das soziale Lernen in der Klassengemeinschaft bilden die Grundlage für den Erwerb einer emanzipierten Urteilsfähigkeit in der Oberstufe. Diese Urteilsfähigkeit ist Grundvoraussetzung für einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien. Daher verzichten wir in den Klassen 1 bis 8 auf den Einsatz digitaler Medien im Unterricht.

Das zentrale Motiv der Oberstufe lautet „Die Welt ist wahr“. Die Schüler möchten die Welt nun nicht mehr nur mit allen Sinnen begreifen, sondern auch in allen Facetten geistig durchdringen und sich eigene Urteile bilden. So kommt auch dem kreativen und bewussten Umgang mit digitalen Medien in der Oberstufe (ab der 9. Klasse) besondere Bedeutung zu. In der Unter- und Mittelstufe werden diese Medien nicht im Unterricht eingesetzt; gleichwohl werden sie von Schülern privat genutzt, sodass diese mit sehr unterschiedlichen Kenntnissen und Erfahrungen in der Oberstufe ankommen.

Ab der 9. Klasse gilt es nun, Kompetenzen im Umgang mit elektronischen Medien zu vermitteln, die sowohl den reflektierten Einsatz von Präsentationstechniken und Gestaltungsmitteln ermöglichen, als auch das Urteilsvermögen der Schüler schärfen.

Medienkompetenz wird anhand konkreter Aufgaben wie Referate, Reflexionen, Handouts, Facharbeiten und schließlich der Abschlussarbeit vermittelt und geübt.

Umgang mit digitalen Medien in den einzelnen Klassenstufen

Klasse 1-3

Die Kinder befinden sich zu Beginn der Klassenlehrerzeit noch in der Phase der Nachahmung. Die erwachsene Bezugsperson wird in all ihren Tätigkeiten aktiv nachgeahmt. Diese Nachahmung verwandelt sich im 1. Schuljahr zur Nachfolge der geliebten Autorität, des Klassenlehrers. In der unmittelbaren Lehrer-Schülerbegegnung entdecken die Kinder die Liebenswürdigkeit von allen Dingen und begegnen der Welt durch den Lehrer staunend und ehrfürchtig. Das Erzählen oder Vorlesen von Märchen, Fabeln, Heiligenlegenden und den sinnigen Geschichten, sowie das bildhafte Unterrichten bestärkt die Kinder darin, dass die Welt schön ist und lässt in ihrem Inneren lebendige Bilder entstehen.

Diese Bilder regen die Phantasiekräfte der Kinder an. Nach dem methodischen Dreischritt der Waldorfpädagogik werden diese Bilder zunächst nur innerlich erzeugt; die Kinder erhalten die Möglichkeit, sie über die Nacht innerlich zu bewegen. Erst am nächsten Tag werden die inneren Bilder beim Aquarellmalen oder dem Malen mit dem Wachsmalblöckchen in äußere ästhetische Bilder umgesetzt. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, dass die Kinder diese äußeren Bilder selbst produzieren, weshalb wir unter anderem auf den Einsatz von Schulbüchern verzichten. Diese Einbindung der Nacht nimmt in der Methodik der Waldorfpädagogik einen hohen Stellenwert ein. Dieser für das Lernen wichtige Prozess kann durch die Nutzung digitaler Medien am Nachmittag oder Abend gestört werden. Auch der Einsatz digitaler Lernprogramme behindert diesen Prozess. Diese wirken sich außerdem negativ auf die Kreativität und das bewegliche Lernen aus.

In den Klassen 1 und 2 spielt die indirekte Medienpädagogik, bei der Medien noch nicht zum Einsatz kommen eine übergeordnete Rolle. Die Ausbildung der unteren Sinne ist häufig noch nicht abgeschlossen, sodass die Kinder z. B. im bewegten Klassenzimmer und beim Waldtag vielfältige Möglichkeiten zur Nachreife bekommen. Die Unterrichtsinhalte werden durch sinnliche Erfahrungen und unter Berücksichtigung der Bewegungsfreude der Kinder vermittelt.

Im Fokus der direkten Medienpädagogik steht in diesen Klassenstufen der Erwerb der Schriftsprache. Sie bildet die Grundlage der gesamten weiteren Medienerziehung.
Im Laufe der 3. Klasse stehen die Kinder vor der inneren Aufgabe, den Rubikon zu überwinden. Sie spüren sich erstmalig als eigenständiges Individuum, das von den anderen Menschen getrennt ist. Diese Entwicklung kann bei den Kindern starke Einsamkeitsgefühle hervorrufen. Die unmittelbare Beziehung zum Klassenlehrer ist deshalb für die Kinder nach wie vor sehr wichtig. Der Konsum von digitalen Medien kann die Einsamkeitsgefühle in diesem Alter noch verstärken.

Im Unterricht der 3. Klasse gewinnt die direkte Medienpädagogik an Bedeutung. Neben dem Ausbau der Kompetenzen im Schriftspracherwerb wird die Pflege der Lesekultur als gute Gewohnheit angelegt. Dem Bedürfnis der Kinder nach praktischem Lernen wird in der 3. Klasse besonders in der Ackerbau-, der Handwerker- und der Hausbauepoche Rechnung getragen.

Klasse 4-6
In den Klassen 4-6 geht es in vielen Epochen darum, den Bezug des Individuums zur Welt zu begreifen. In den Geographieepochen weitet sich der Blick vom Klassenzimmer über die unmittelbare Umgebung der Heimatstadt und Deutschland bis nach Europa. Auch der Naturkundeunterricht beginnt mit dem Bekannten, der Betrachtung des Menschen. Anschließend folgen die Tier-, die Pflanzen- und abschließend die Gesteinskunde. Der Unterricht setzt dabei weiterhin auf unmittelbare, sinnliche Erfahrungen und das gemeinsame kreative und künstlerische Tun. Dort, wo unmittelbare Erfahrungen nicht möglich sind, dient der Klassenlehrer mit seinen Erzählungen nach wie vor als Tor zur Welt für die Kinder. Digitale Medien werden im Unterricht nicht eingesetzt, weil sie die reale Welt seelisch nicht widerspiegeln können.

In diesen Klassenstufen können vom Klassenlehrer erste eigene Rechercheaufgaben gegeben werden. Dies soll noch analog über Bücher erfolgen. So kann zu einem Thema auf Bücher aus der Klassenbibliothek und von Schülern mitgebrachte Bücher zurückgegriffen werden. Es findet ein reales Suchen und Finden von Informationen statt. Der Gebrauch von Büchern regt verschiedene Sinne an, die bei der Informationsverarbeitung zu Verknüpfungen im Gehirn führen. Dies fördert die Gedächtnisbildung der Kinder und schult das Denken als innere Aktivität.

Die Kinder suchen in diesem Alter nach Helden, die sie verehren können und die ihnen bei der Bildung von Moral als Orientierung dienen. Dabei bietet der Erzählstoff dieser Klassenstufen viele Anregungen.

Klasse 7 und 8

Auch in den Klassen 7 und 8 ist es für die Schülerinnen und Schüler wichtig, dass der Unterrichtsinhalt vom Lehrer seelisch-geistig durchdrungen wurde. So beschreibt er z.B. in der Geographie eine Landschaft. Diese Landschaft entstand zuvor im Lehrer als inneres Bild und wurde somit von ihm durchdrungen. In der Tierkunde werden die seelischen Qualitäten der Tiere bei der Unterrichtsvorbereitung vom Lehrer durchdrungen und dann bei der Tierdarstellung im Unterricht geschildert. Diese Qualitäten und inneren Bilder können von digitalen Medien so nicht wiedergegeben werden und werden deshalb zur Vermittlung der Unterrichtsinhalte nicht eingesetzt.

Ist aus pädagogischen Gründen eine Vertiefung mittels eines elektronischen Mediums sinnvoll, kann dies in Ausnahmefällen möglich sein. Bei Rechercheaufgaben soll als Medium vorrangig das Buch genutzt. In Begleitung ihrer Eltern können die Kinder an eine Internetrecherche herangeführt werden.

Alle Arbeiten wie Hausaufgaben, Referate und der schriftliche Teil der Achtklass-Arbeit werden von Hand geschrieben.

Klasse 9
In der 9. Klasse liegt der Schwerpunkt der Vermittlung von Medienkompetenz auf Mediengestaltung und kritischem Medienbewusstsein. Die Schüler werden angeleitet, mediale Gestaltungsmöglichkeiten kennenzulernen und diese kreativ bei der Planung, Realisierung und Präsentation einer Reflexion des Landwirtschaftspraktikums einzusetzen. Das Ziel dieser Unterrichtseinheit ist die Gestaltung (nicht die rein fachlich technische Nutzung von Software und IT), Elektronische Medien sollen dem Gestaltungswillen dienen.

Im Deutschunterricht werden im Vorfeld des Praktikums Möglichkeiten zur digitalen Kommunikation und Zusammenarbeit erarbeitet, die während des Praktikums angewendet werden können. Der Fachlehrer (hier im Fach Deutsch) wird hierbei durch weitere Kollegen unterstützt, um somit in gemeinsamer Verantwortung Arbeit in Kleingruppen zu ermöglichen.

Im Hinblick auf die zu erwartenden Unterschiede in technischer Ausstattung und Erfahrung der Schüler im Umgang mit elektronischen Medien aus dem Elternhaus werden erfahrenere Schüler in Arbeitsgruppen ihr Wissen an andere Schüler weitergeben (think-pair-share).

Schulsamstage werden genutzt, um gemeinsame Projekte zu realisieren oder das im Unterricht erlernte zu vertiefen. Zudem wird die Schule klären, ob Schüler angehalten werden sollen, weitergehende Kenntnisse im Selbststudium zu erwerben, die die Grundlage für eine Zertifizierung bieten können. (beispielsweise https://www.dlgi.de/you-start-it.html oder https://www.ecdl.de/start.html)

An Schulsamstagen können ebenfalls Vorträge und Diskussionsrunden mit externen Experten zu gesellschaftlichen Themen rund um die Digitalisierung angeboten werden.

Klasse 10

Ab der 10. Klasse werden Kenntnisse und Fertigkeiten, Medien zu produzieren und zu präsentieren sowie die Möglichkeiten, über elektronische Medien zu kommunizieren und zu kooperieren vertieft und in allen Fächern praktisch eingeübt und angewendet.

Schüler der 10. Klasse werden angeleitet, die zur Produktion eigener elektronischer Inhalte erforderlichen Informationen zielgerichtet und reflektiert zu recherchieren. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Analyse und Interpretation verfügbarer Daten und Informationen, um die Qualität von Quellen unterscheiden zu lernen. In diesem Zuge erlangen die Schüler zudem Wissen um die wirtschaftliche, politische, ökologische und kulturelle Bedeutung von Medien und setzen sich kritisch mit dem eigenen Medienverhalten auseinander.

Den Schülern der 10. Klasse werden Grundlagen der Quellendokumentation (insbesondere des korrekten Zitierens) und rechtlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich der Persönlichkeits-, Urheberund Nutzungsrechte vermittelt.

Im Zusammenhang mit dem Musical der 10. Klasse können elektronische Medien vielfältig praktisch eingesetzt werden (Programmheft, Ankündigung auf der Internetseite der Schule, Video-Aufnahmen, Reportagen, Newsletter, etc…).

An Schulsamstagen kann in der 10. Klasse das Thema Stellensuche und Online-Bewerbung erarbeitet und eingeübt werden.

Klasse 11

In Fortsetzung der in Klasse 10 entwickelten Kompetenzen wird das Erlernte geübt und vertieft. Die Fähigkeit, Meinungen zu erkennen und Fakten zu bewerten wird in allen Fächern weiterentwickelt. Die Schüler der 11. Klasse verfassen eigenständig Referate und produzieren elektronische Inhalte zielgruppengerecht und qualitätsgesichert.

Neben Referaten ist der Bericht aus dem Sozialpraktikum die umfangreichste digitale Arbeit in der 11. Klasse.

Klasse 12

In allen Fächern werden in der 12. Klasse die verschiedenen Aspekte der Medienkompetenz an praktischen Beispielen vertieft und angewendet. Das Thema Stellensuche und Online-Bewerbung wird insbesondere für die Klasse 12BV wiederholt. Es werden zudem weitere Themen formuliert, zu denen die Schüler Präsentationen, Musik oder Videos produzieren. Analog zum Musical in der 10. Klasse können elektronische Medien für die Kunstfahrt genutzt werden. Durch den schriftlichen Teil der Abschlussarbeit der 12. Klasse beweisen die Schüler ihre Fähigkeit, Medien selbstbestimmt zu produzieren.

Einbindung der Eltern

“Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild sein.”

Albert Einstein

Eltern sind Vorbilder – im Hinblick auf ihren Medienkonsum allerdings von Zeit zu Zeit auch schlechte Vorbilder.

In einer Waldorfschule sind Eltern partnerschaftlich in den Bildungsauftrag der Schule eingebunden. Die Schulgemeinschaft ist daher auf die Mitarbeit der Eltern und ihre Unterstützung angewiesen, das pädagogische Konzept und die daraus abgeleiteten Regelungen der Schule als Gemeinschaft zu tragen.

Der Arbeitskreis Medien & IT der Freien Waldorfschule Erftstadt bietet im Rahmen von Elternabenden, Diskussionsrunden und Vorträgen die Möglichkeit, die für eine gemeinsame Medienerziehung erforderlichen Kompetenzen auf- und auszubauen und Eltern im Diskurs mit ihren Kindern zu unterstützen.

Der grundsätzliche Umgang mit elektronischen Medien auf dem Schulgelände ist durch die Schulordnung geregelt und wird im Rahmen von Elternabenden noch einmal besprochen.

Elternabende

In jedem Schuljahr wird ein Elternabend zum Thema Medien angeboten. Hier können dem Kindesalter entsprechend Fragen zum Thema Medien besprochen werden. Der jeweilige Klassenlehrer / Klassenbetreuer gestaltet diesen Elternabend aus pädagogischer Sicht mit und unterstützt in der Wahl der Themen.

Für die einzelnen Jahrgangsstufen sind die folgenden Schwerpunkte vorgesehen:

Klasse 1 bis 3

Aus Waldorf-methodischer und pädagogischer Sicht ist in den ersten Schuljahren der Verzicht auf elektronische Medien sinnvoll. Dieser Grundhaltung wird in der Klassengemeinschaft erläutert und diskutiert.

Auf dieser Basis soll eine Rahmenvereinbarung definiert werden, wie die jeweilige Klassengemeinschaft mit Medien umgehen möchte. Dies soll jede Klasse in den folgenden Jahren überprüfen und bei Bedarf anpassen. (Vorlage am Ende dieses Kapitels).

Klasse 4 bis 6

In diesem Alter wächst zumeist die Nachfrage nach der Mediennutzung im privaten Umfeld. Deshalb steht hier das Thema Jugendmedienschutz im Vordergrund.

Klasse 7 und 8

Zu diesem Zeitpunkt ist im schulischen Umfeld vorgesehen, dass die Schüler in Begleitung Ihrer Eltern ggf. erste Recherchen im Internet durchführen. Aus diesem Grund können hier insbesondere Fragen zu Hardware, Software und Online-Diensten geklärt werden.

Klasse 9 bis 12

Ab der Oberstufe ist die Nutzung von Medien im Unterricht vorgesehen. Da Jugendliche im privaten Umfeld Medien umfangreich nutzen, sollen im Rahmen von Elternabenden aktuelle Fragen aus dem Alltag thematisiert und gemeinsam aufbereitet werden. Denkbar ist auch die gemeinsame Gestaltung von klassenübergreifenden Veranstaltungen.

Diskussionsrunden / Vorträge

Der Arbeitskreis Medien und IT wird Veranstaltungen organisieren, um spezielle Themen rund um elektronische Medien & IT vorzustellen oder in der Schulgemeinschaft – ggf. gemeinsam mit externen Spezialisten oder Dozenten – zu diskutieren.

Vorschlag:

Vorlage Rahmenvereinbarung zur Mediennutzung

An jeder Waldorfschule ist die Schulgemeinschaft auf die Mitarbeit der Eltern angewiesen. So sind wir Eltern der Klassengemeinschaft auch zur Unterstützung der waldorfpädagogischen Ziele mitverantwortlich.

Daher vereinbaren wir für die Klasse XXX die folgende Rahmenvereinbarung. Wir prüfen und aktualisieren diese Vereinbarung regelmäßig.

Unterricht:

Der Unterricht, wie auch Schulveranstaltungen, sind über die Schulordnung reguliert und deshalb nicht Gegenstand unserer Vereinbarung. Dass wir als Teil der Schulgemeinschaft die Einhaltung dieser Regeln befürworten und uns gegenseitig dabei unterstützen, ist vorauszusetzen.

Schulweg: (Die An- und Abreise zur Schule, z.B. mit dem Schulbus oder öffentlichen Verkehrsmitteln.)

Mobiltelefone (ohne multimediale Funktionen 3) halten wir für sinnvoll um den Kindern die Kommunikation im Notfall zu ermöglichen. Elektronische Geräte zur Mediennutzung (Smartphones, iPods, etc.) oder zum Spielen (tragbare Spielekonsolen) werden weder genutzt noch mitgeführt.

Private Veranstaltungen mit Teilnehmern aus der Klassengemeinschaft:(Z.B. ein Kindergeburtstag oder ähnliches)

Die Nutzung von elektronischen Medien ist weitestgehend zu vermeiden. Im Zweifel stimmen sich die Eltern untereinander ab.

Regelungen und Vorgaben der Schule

Mobiltelefone und Medien

  1. Die Benutzung von Mobiltelefonen in der Schule ist grundsätzlich nicht erwünscht. Daher sind alle Mitglieder der Schulgemeinschaft gehalten, ihr Handy mit Betreten des Schulgeländes auszuschalten. Individuelle Ausnahmereglungen (z.B. gesundheitliche Beeinträchtigung eines Schülers, die seine unmittelbare Erreichbarkeit unabdingbar macht), müssen von der Schulleitung genehmigt werden. Die Hausmeisterei ist zur Gewährleistung ihrer dienstlichen Erreichbarkeit von dieser Regel ausgenommen.
  2. Elektronische Musik- und Spielgeräte wie MP3-Player, portable Spielekonsolen u.ä. dürfen – außer zu Unterrichtszwecken – nicht benutzt werden. Die Schule behält sich vor, das
    Mitbringen von (Spiel-)Geräten zu untersagen, die den Bemühungen der Waldorfpädagogik entgegenstehen.
  3. Bei Verstoß gegen diese Regeln werden Mobiltelefone und andere Gerätschaften vom Lehrer in Verwahrung genommen und können vom Schüler am jeweils folgenden Donnerstag oder jederzeit von den Eltern abgeholt werden.

Eigene Laptops oder Tablets

Die Freie Waldorfschule Erftstadt stellt zu Unterrichtszwecken einen kostenlosen Netz- bzw. Internetzugang in der Oberstufe zur Verfügung. Dieser Zugang kann zu schulischen Zwecken auch mit privaten Laptops oder Tablets genutzt werden.

Die Verwendung der IT Systeme, ist in einer entsprechenden Nutzungsvereinbarung geregelt.

Technische Ausstattung

Zur Umsetzung des hier vorliegenden Medienkonzeptes ist eine entsprechende Infrastruktur erforderlich.

Wir sehen uns unseren Schülern gegenüber verpflichtet, die Schule entsprechend auszustatten und die erforderliche Infrastruktur bereit zu stellen sowie diese durch regelmäßige Wartung,  Pflege und Modernisierung in gutem Zustand zu erhalten.

Hierzu wird die Freie Waldorfschule Erftstadt einen Medienentwicklungsplan erarbeiten und laufend fortschreiben.

Schlussbemerkungen

Der Arbeitskreis Medien & IT hat dieses Medienkonzept gemeinsam mit dem Kollegium der Schule erstellt. Die Beratungskonferenz hat das Dokument in seiner Fassung vom 24.09.2019 am 26.09.2019 freigegeben.

Änderungen oder Ergänzungen werden durch den Arbeitskreis Medien & IT gesammelt und der Beratungskonferenz zur Freigabe vorgelegt.

Das Medienkonzept der Freien Waldorfschule Erftstadt in seiner aktuellen Fassung wird auf den Internetseiten der Schule veröffentlicht und kann jederzeit im Sekretariat in Papierform eingesehen werden.